Michaeli oder wie Du Mut entwickelst
– seelisches erLEBEN der Kinder im Jahreslauf

Diesen Sommer habe ich zu Johanni oder wie Du die Sommer-Sonnenwärme im Herzen bewahrst einen Artikel über das seelische erLEBEN der Kinder im Jahreslauf geschrieben und nun ist es Herbst geworden und wir tanzen in das nächste anthroposophische Jahresfest hinein.

Für mich ist es ganz normal ein Verständnis über die seelische Wirkkraft der Jahresfeste zu haben, denn ich selbst habe meine Ausbildung als Heilerziehungspflegerin in einer anthroposophischen Lebens- und Arbeitsgemeinschaft genossen. Doch dies war NICHT immer so und das war auch der Grund, weshalb ich damals meine Abschlussarbeit über dieses Thema geschrieben habe.  Viele dieser Feste sind für meine Teilnehmerinnen im Ausbildungsprogramm zur Tanzpädagogin für Kinder & Kindertanz unbekannt, außer sie kommen aus dem anthroposophischen Wirkungsfeld. Und so hatte ich den spontanen Einfall Dich ein wenig über das Jahr in die Jahresfeste einzuführen, sodass Du ein bisschen ein Verständnis über das seelische erLEBEN in dieser Zeit erhältst. Jeder Mensch im Kollektiv erLEBT diese Qualität, auch wenn er diese Feste gar NICHT kennt oder feiert.

Rudolf Steiner sagte einmal:

”Die Feste sind Knotenpunkte des Jahres,
die uns verknüpfen mit dem Geiste des Alls.“ ¹

Dieses Zitat finde ich spiegelt sehr gut wieder, weshalb Jahresfeste eine Bedeutsamkeit haben und auch viel Halt in dieser schnelllebigen Zeit geben.

Lass uns gleich loslegen, denn Dich erwarten heute viele spannende Inhalte, die für Dich als Tanzpädagogin für Kinder & Kindertanz vielleicht wertvoll sein könnten?!

Der Ursprung von Michaeli und seine Bedeutung

Der 29. September ist seit dem 9. Jahrhundert als Michaelitag festgesetzt und gefeiert worden. Obwohl es diesen Festtag schon über ein Jahrtausend lang gibt, kann man sich auf keinerlei Traditionen stützen. In der Apokalypse des Johannes im zwölften Kapitel wird von dem Kampf des Erzengels Michael mit dem Drachen berichtet:

”Und es brannte ein Streit in der Himmelswelt. Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte in mitten seiner Engel.“ Michael gelingt es, den Drachen zu überwinden und er stürzt ihn auf die Erde. „Wehe aber der Erde und dem Meere, zu der der Drache herab gekommen. “ (Apokalypse, 12.2)

Wenn man auf die früheren Menschheitsepochen zurückblickt, lässt sich erahnen wie wichtig solch ein Wahrbild in der heutigen Zeit ist. Als der Mensch noch im Paradies lebte, war er noch sehr verbunden mit der Götterwelt, er lebte in Gottesnähe. Nach der Vertreibung aus dem Paradies wandte er sein Bewusstsein, immer stärker der Sinneswelt zu. Er machte eigene Erfahrungen an der materiellen Welt und entwickelte an ihr seine Intelligenz- oder Verstandeskräfte. Der Mensch fühlte sich unabhängiger und freier, doch ihm ging der Bezug zur göttlich-geistigen Welt verloren. Auf der Erde aber befindet sich die Macht des Bösen, der Finsternis oder in apokalyptischen Bildern gesprochen, der Drache. Er versucht, den Menschen vom Geistigen abzulenken, um ihn dann mehr und mehr an die materielle Welt zu fesseln. Täglich sind wir der Gewalt, Hass, Lüge, Zorn und vielem mehr ausgesetzt und müssen täglich neu mit diesen Kräften umgehen und sie bewältigen, dies bedarf einer großen inneren Wachheit, Kraft und Anstrengung. Aber bei diesem inneren und äußeren Bemühen dürfen wir mithilfe der geistigen Wesen rechnen, wenn wir uns ihnen nicht verschließen. Michael kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Michaeli ist das Fest der Zukunft, wir Menschen sollen nicht an dem Alten festhalten, sondern unser Blick soll nach vorne gerichtet sein. Wir sollen ganz und gar in die Zukunft schauen, erst dann können wir dieses Fest richtig begreifen.

Michaeli und seine Symbole

Für das Michaelifest gibt es ganz verschiedene Symbole. Und dazu natürlich auch ihre verschiedenen Bedeutungen:

  • Das Schwert steht für das Trennen, d.h., nachdem wir etwas klar ins Auge gefasst haben, ist es unserem Denken möglich, einzelnes voneinander zu unterscheiden. Wir könnten auch in diesem Zusammenhang von Gedankenschärfe und Wortklarheit sprechen.
  • Die Lanze steht für klare Ziele und doch wird mit ihr auf Distanz gefochten. Mit unserem Bewusstsein leisten wir das selbe, wir fassen etwas ins Auge, schauen uns den Sachverhalt an und stellen uns diesem distanziert gegenüber.
  • Die Waage, das Gute und Böse werden abgewogen – moralische Entscheidungen müssen getroffen werden. Die Waage soll uns wieder ins Gleichgesicht bringen – sie soll uns das Zusammenwirken unserer wachen Intelligenz mit den Kräften des Herzens anschaubar machen.
  • Die Weltkugel ist ein Symbol für die Einheit. Erde und Kosmos sind vereint, Michael ist mit dem ganzen kosmischen Geschehen im Himmel und auf der Erde verbunden.
Michael selber ist der Repräsentant der Mutkräfte. Er stellt sich sein Aufgaben und schaut zukunftsweisend nach vorne. Seine Tugenden sind in den oben angeführten Symbolen sichtbar gemacht worden

Beobachtungen in der Natur

Schon nach Johanni kann in der Natur beobachtet werden, dass die Natur langsam in einen Reifeprozess übergeht. Auf den Wiesen reifen nun die Gräser an und auf den Feldern beginnt nun, das Korn zu reifen. Vereinzelt färben sich die Blätter schon gelblich, es sind aber so wenige, dass sie fast gar nicht wahrgenommen werden. Im eigenen Garten stehen die Sonnenblumen in voller Pracht, doch vereinzelt können wir sehen, dass einige Blumen schon am verblühen sind.

Die Vögel zwitschern nun weniger, einige sind schon auf dem Weg in den Süden. Doch dafür brummen und summen die Insekten den ganzen Tag über auf den Wiesen. In den späten Abendstunden geben die Grillen noch ihr Abend Konzert, sie Zirpen mit den anderen Insekten um die Wette. Jetzt wird auf den Feldern das Korn gemäht und die Luft wird erfüllt von diesem Duft, es wird jetzt merkbar, dass es auf Michaeli und das Erntedankfest zugeht.

Am Himmel können wir nun abends das Sternbild der Waage beobachten. Das ist die Zeit, in der wir stärker als sonst alles abwägen. Auch wird die Nacht länger und wir können bemerken, dass die Sonnenkräfte von Tag zu Tag stärker abnehmen und die Tage kürzer werden. Jetzt geht es auf den Herbst zu und die Erde zieht sich immer mehr zurück, wir selber sind nicht mehr so oft in der freien Natur, sondern ziehen uns auch mehr und mehr in uns selbst zurück.

 

Seelisches Erleben

In der Michaeli Zeit müssen wir eine Wendung von außen nach innen vollziehen. Wir müssen uns bewusst machen, dass in uns eine vollkommene Welt herrscht und wir in diesem Moment, in der wir diese Wendung vollziehen, nicht alleine sind. Sondern wir mehr und mehr bereichert werden, in dem wir uns ein Stück näher kommen. Erst dann, wenn wir uns selber nah sind, können wir zielstrebig in die Zukunft schauen, um dann für uns selbst klare Ziele fassen zu können.

”O gibt es Geister in der Luft,
die zwischen Erde und Himmel herrschend weben,
so steigt nieder aus dem goldenen Duft
und führt mich weg zu neuem, bunten Leben!“

Faust

In diesem Gedicht wird anschaulich gemacht, dass wir zu neuen Leben aufbrechen sollen, zu unserem eigenen individuellen Leben. Denn, wenn der Winter hereinbricht, haben wir das Gefühl, wir sind alleine, dies geschieht auch durch die äußerliche Stimmung. Die Natur ist karg, die letzten Sonnenstrahlen sind vorbei. Hier wird deutlich, dass wir in der Michaelizeit das Sonnenlicht innerlich mitnehmen sollen, sodass wir es in der Winterzeit als unser eigenes Seelenlicht verwandeln können. Dies gelingt aber nur, wenn wir die Michaelizeit bewusst durchleben.

Nun stellt sich die Frage Wie mache ich es mit den Kindern, dass sie ganz bewusst auf Michaeli hin leben?

Ich empfinde wir sollten sie mitnehmen mit Ihnen diese Zeit durchleben. Es ist bei einigen auch ganz deutlich zu spüren, dass sie diesen innerlichen Kampf ganz stark in sich haben. So müssen wir Ihnen helfen, dass sie sich wieder auf sich selbst berufen und auch Ruhe in dieser turbulenten Zeit finden.

Das Bild des Michaels, der den Drachen bekämpft, muss nun in uns selbst stattfinden, in der Form, dass sich jeder selbst bewusst wird und hinterfragt:

  • Was ist gut, was ist böse?
  • Wie erkenne ich es?
  • und wie stelle ich mich dem?

Man ist heutzutage dazu aufgerufen ganz individuell den Kampf mit dem Drachen durch die Kraft des eigenen Bewusstseins aufzunehmen.

Wie kannst Du dies in Deinem Tanzunterricht mit Kindern berücksichtigen?

  • Gestalte mit den Kindern ein Ankommens- und Abschlussritual in Deinem Unterricht, dies gibt gerade in der Michaelizeit besonders gut inneren Halt
  • Stelle Dich mit den Kindern in einen Kreis – jedes Kind darf mutig eine Tanzbewegung vorzeigen, die die anderen dann als Echo nachahmen; das ist manche Kinder schon eine Herausforderung
  • Gerade in der Michaelizeit sind eine gemeinsame Gestaltungsprozessen immens wichtig; bedenke hierbei immer die Individualität des Kindes.
  • Schenke den Kindern Übungen, wo sie ihren Mut spüren können hierfür bietet sich an mit dem Antrieb Gewicht zu arbeiten.
  • Lass die Kinder sich gerne in Ritter und Drachen verwandeln
  • Lenke den Fokus immer wieder darauf das das Licht in jedem von uns schlummert, auch wenn es im Außen dunkler wird
  • besonders gut bietet sich das homologe Bewegungsmuster an
  • Schenke den Kindern zum Abschluss einen Stein, der die Kraft des Mutes in sich trägt

Ich hoffe Du konntest eine Kleinigkeit für Dich mitnehmen?

Alles Liebe Dir

Deine Stefi

 

PS:

»One size fits all« für Deinen Tanzunterricht mit Kindern war gestern. In meine Tanzpädagogik Ausbildung für Kinder und Kindertanz – ONE of a KIND DanceDidactics verbinde ich meine Methodik und Didaktik der Tanzpädagogik für Kinder zu einem holistischen Ansatz, wie moderne Lerntheorien, die Entwicklungsmotorik, Kommunikations-Skills, gruppendynamische Prozesse und Theorien dazu, was im Gehirn passiert, sowie reformpädagogische Ansätze.

Ich weiß, dass jeder Mensch einen einzigartigen individuellen Fingerabdruck hat und genau so unterrichten meine Teilnehmerinnen nach dem Ausbildungsprogramm – individuell und authentisch.

erfahre hier mehr zum Ausbildungsprogramm

 


¹ Zeichen und Symbole des Weihnachtsfestes, Vortrag Rudolf Steiner in Dornach 14.12.1905

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