Johanni oder wie Du die Sommer-Sonnenwärme im Herzen bewahrst
– seelisches erLEBEN der Kinder im Jahreslauf

Diese Tage habe ich in meinem Bücheregal ein wenig aufgeräumt und meine Abschlussjahresarbeit meiner anthroposophischen Heilerziehungspflegerausbildung in den Händen gehabt. Das ist nun schon tatsächlich mehr als 20 Jahre her. Wow, ich bin alt und weise geworden 😂.

Für mich ist es ganz normal ein Verständnis über die seelische Wirkkraft der Jahresfeste zu haben, jedoch weiß ich, dass viele dieser Feste für viele meine Teilnehmerinnen im Ausbildungsprogramm zur Tanzpädagogin für Kinder & Kindertanz unbekannt sind, außer sie kommen aus dem anthroposophischen Wirkungsfeld. Und so hatte ich den spontanen Einfall Dich ein wenig über das Jahr in die Jahresfeste einzuführen, sodass Du ein bisschen ein Verständnis über das seelische erLEBEN in dieser Zeit erhältst. Jeder Mensch im Kollektiv erLEBT diese Qualität, auch wenn er diese Feste gar NICHT kennt oder feiert.

Rudolf Steiner sagte einmal:

”Die Feste sind Knotenpunkte des Jahres,
die uns verknüpfen mit dem Geiste des Alls.“ ¹

Dieses Zitat finde ich spiegelt sehr gut wieder, weshalb Jahresfeste eine Bedeutsamkeit haben und auch viel Halt in dieser schnelllebigen Zeit geben.

Lass uns gleich loslegen, denn Dich erwarten heute viele spannende Inhalte, die für Dich als Tanzpädagogin für Kinder & Kindertanz vielleicht wertvoll sein könnten?!

Der Ursprung von Johanni und seine Bedeutung

Die Sommersonnenwende wird vom 21. auf den 22. Juni gefeiert. Die Ursprünge dieses Festes reichen weit zurück. Die großen Naturreligionen feierten dieses Fest auf einem Berg, dort wurde ein Feuer entzündet und um das Feuer wurde herum getanzt und es wurden Gesänge angestimmt. Während des Feuer loderte, gesungen, getanzt und über das Feuer gesprungen wurde, rissen die Menschen ihre Seelen von der Erde los, sodass sie den göttlichen Sphären näher waren.

An der Sommersonnenwende, so erzählt man, wurden die Menschen für die Gaben der Götter empfänglich. Sie nahmen dies damals nicht bewusst war, sondern sie standen nach dem langen tanzen und springen wie unter einer Art Ekstase. Das ursprüngliche Motto dieses Festes ist: ”Ich muss wachsen“. Die Menschen wuchsen seelisch und doch waren sie dann nicht mehr sie selber. Es war, als wären sie aus sich heraus gerissen worden.

Aus diesem Hintergrund heraus war es wichtig, dieses Fest neu zu greifen. So entstand Johanni – jetzt hatte das Fest neue Wurzeln und konnte christlich ergriffen werden. Johanni wird deshalb auch nicht am selben Datum wie die Sommersonnenwende gefeiert, sondern jetzt drei Tage später, am 24. Juni.

Das christliche Johannesfest richtet seinen Blick auf die Sonne und das Licht. Jetzt soll das Fest bewusst begriffen werden von jedem Einzelnen. Jetzt, nachdem die Sommersonnenwende vorüber und der Höhepunkt des Sommers überschritten ist, kann der Mensch das Johannifest mit Ruhe und Freiheit feiern. Nach Johanni atmet die Erde wieder ein, bis Weihnachten. Das Einatmen hat die Qualität des zu sich selber Kommens. Dieser Vorgang geschieht mit der Erde, wie mit uns. Mit Johanni beginnt dieser Vorgang und an Weihnachten endet er. Dann ist die Erde wieder bereit auszuatmen, die ersten Blumen fangen an zu blühen und in uns kommen dann Frühlingsgefühle auf.

Warum wird eigentlich am Abend, erst nachdem die Sonne ihren Abstieg beginnt, die Johannifeier begonnen?

Die aufsteigende Sonne hat die Qualität alles erblühen zu lassen. Auch bei uns können wir diesen Vorgang beobachten – kaum kommt die Sonne zum Vorschein blühen wir selber richtig auf. Die absteigende Sonne hat aber auch die Qualität, in der Natur, zum Beispiel die Früchte reifen zu lassen. Für den Mensch heißt dies, er kommt in diesem Moment zur Ruhe und baut dann wieder innerlich Kräfte auf.

Ich kann mir dies so erklären, dass deswegen die Johannifeier am Abend gefeiert wird, da wir durch diese Feier innerlich Kraft mitnehmen sollen, die auch nach der Johannifeier noch anhalten soll.

Beobachtungen in der Natur

Im Sommer freuen wir uns auf die warmen Tage, wir genießen die Wärme und freuen uns, dass wir ins Freie gehen können. Im Sommer ist der Mensch sehr verbunden mit der Natur. Die Pflanzen blühen in ihrer vollen Pracht. Die Heuernte hat schon begonnen. Die Luft duftet nach Heu und Blumen.

Nach Johanni beginnt wieder der Sterbeprozess in der Natur. Die Blumen verblühen allmählich, und das Grün in der Natur dunkelt immer mehr nach. Wenn wir jetzt auf einer Wiese stehen und lauschen, so hören wir ein richtiges Insektenkonzert. Morgens zwitschern die Vögel ihre Gesänge, gegen Mittag hin summen die Insekten durch die Lüfte. Die Schmetterlinge und Bienen vermehren sich mit den Pflanzen. Es scheint, als wolle sich der Kosmos mit der Erde vereinigen.

“Um die Natur zu begreifen, muß man die Natur innerlich in ihrer ganzen Folge entstehen lassen. Bei dieser Unternehmung muß man sich bloß von der göttlichen Sehnsucht nach Wesen, die uns gleich sind, und den notwendigen Bedingungen dieselben zu vernehmen, bestimmen lassen, denn wahrhaftig die ganze Natur ist nur als Werkzeug und Medium des Einverständnisses vernünftiger Wesen begreiflich.“

Novalis

 

Früher, als die Menschen noch hellseherische Fähigkeiten hatten, konnten sie im Einklang mit der Erde leben. Heutzutage fehlt uns diese Fähigkeit und wir können nicht mehr mit den Elementarwesen und der Natur im Einklang leben.

Seelisches Erleben

Gerade in der Johanni Zeit fällt es oft jedem Einzelnen schwer, innerlich wach zu bleiben, so könnte die ganze Schönheit, die die Natur aufweist, uns verloren gehen. Durch die Wärme im Sommer besteht die Gefahr, seelisch auszufließen und sich in der Umwelt zu verlieren. Im übertragenen Sinne bedeutet Wärme auch seelische Ausdehnung.

Man ist gerade in dieser Jahreszeit viel weniger bei sich selbst als im Winter, darum ist das innerliche wach bleiben sehr essentiell – deshalb ist es gerade in dieser Zeit bedeutsam, seinen wachen Verstand zu gebrauchen.

Wir dürfen den Versuch wagen, die Johannizeit und das Johannifest bewusst zu durchleben, damit wir innerlich wachsen können und für den Rest des Jahres innere Kräfte mitnehmen können. Gerade bei Kindern merken wir, wenn es auf Johanni zugeht, dass die meisten von Ihnen anfangen, kribbelig zu werden. Gerade dann ist es für sie wichtig, einen festen Rahmen zu haben, an dem sie sich orientieren können. Sie sind ganz im äußeren Geschehen, hier trifft der Spruch ”himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt“ zu.

Wenn wir mit den Kindern nach außen gehen, sollten wir versuchen, gemeinsam mit Ihnen die Natur zu ergreifen, damit jeder ein Stück bei sich selbst bleibt und seelisch nicht so sehr ausfließen kann.

In dieser Zeit ist es unsere Aufgabe den Kindern Halt zu geben und zu versuchen, dass jeder Einzelne nicht in die Umwelt ausrinnt. Das kann teilweise sehr schwer sein, deswegen sollten wir als Pädagogen an Johanni ganz besonders wach sein, denn jeder Einzelne soll das Sommersonnenlicht das ganze Jahr in sich bewusst mittragen, damit an Weihnachten die Sommersonnenwärme in unserem Herzen hervorblühen kann, die wir an Johanni äußerlich gespürt haben.

Wie kannst Du dies in Deinem Tanzunterricht mit Kindern berücksichtigen?

  • Gestalte mit den Kindern ein Ankommens- und Abschlussritual in Deinem Unterricht, dies gibt gerade in der Johannizeit besonders gut inneren Halt
  • Schenke den Kindern in Deinem Unterricht den Raum sich selbst zu spüren und zu fühlen
  • Lenke den Fokus immer wieder darauf für die kleinen Dinge im Leben dankbar zu sein – dies nährt die Sommersonnenwärme im Herzen für den Winter
  • Richte immer wieder ganz bewusst die Aufmerksamkeit auf den Atem – dies ist das erste bewegungsmotorische Muster

Ich hoffe Du konntest eine Kleinigkeit für Dich mitnehmen?

Alles Liebe Dir

Deine Stefi

 

PS:

»One size fits all« für Deinen Tanzunterricht mit Kindern war gestern. In meiner Tanzpädagogik Ausbildung für Kinder und Kindertanz – ONE of a KIND DanceDidactics verbinde ich meine Methodik und Didaktik der Tanzpädagogik für Kinder zu einem holistischen Ansatz, wie moderne Lerntheorien, die Entwicklungsmotorik, Kommunikations-Skills, gruppendynamische Prozesse und Theorien dazu, was im Gehirn passiert, sowie reformpädagogische Ansätze.

Ich weiß, dass jeder Mensch einen einzigartigen individuellen Fingerabdruck hat und genau so unterrichten meine Teilnehmerinnen nach dem Ausbildungsprogramm – individuell und authentisch.

erfahre hier mehr zum Ausbildungsprogramm

 


¹ Zeichen und Symbole des Weihnachtsfestes, Vortrag Rudolf Steiner in Dornach 14.12.1905

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