Wir schreiben das Jahr 2003 und ich gebe einen Tanzunterricht für Kinder, ich stand noch am Anfang meiner Unterrichtskarriere und machte was die meisten TanzpädagogInnen im Tanzunterricht so tun. Ich verpackte Übungen in kleine Geschichten; so wurde ein Port des Bras verpackt in eine kleine Geschichte, wie wir Beeren pflücken, ein Plié wurde in ein Bild verpackt wie wir das Fenster auf und zu machen und beim Seitgallop jagte der Fuchs den Hase… und all das mit fabelhafter Musik. Doch irgendwann sah mich Charlotte ein 5jähriges Mädchen mit wachen offenen Augen an und fragte:

“Stefi, wann tanzen wir denn endlich?”

Irritation machte sich bei mir breit. Das machen wir doch schon die ganze Zeit, denke ich mir.

“Was bedeutet es denn für Dich tanzen?”, fragte ich sie und sie antwortete:

“Na, mich zur Musik zu bewegen, so wie ich will”.

 

Ich nahm Charlottes Fragen und Antworten mit nach Hause und kam ins grübeln:

  • Brauchen Kinder einen anderen Tanzunterricht?
  • Was bedeutet für Kinder Tanz?
  • Brauchen Kinder Übungen die für Erwachsene gemacht wurden?

Ich beobachtete die Kinder und stellte immer wieder fest, dass sobald sie Übungen und ich meine hier Übungen die der Terminologie entsprechen, wie Plié, Tendu… machten, die Kinder oft hölzern in Ihrer Bewegung wurden, dies hatte nichts mit Koordination zu tun, sondern die Freude und Leichtigkeit der Bewegung war irgendwie dahin. Es schien als ob sie irgendwie im Tanzunterricht verlernten zu tanzen. Sie wurden schüchterner, die Augen lebloser, es wirkte als ob sie eine Unsicherheit bekommen diese Übungen nicht richtig zu machen und auch hörte ich auch öfters: “Ochhhh, schon wieder diese Übungen.”

Ja diese Übungen… für uns Erwachsene ist doch vollkommen klar warum wir diese Übungen machen und nochmal und nochmal und nochmal! Doch Kinder sehen keinen Sinn dahinter, sie wollen spielen, sich frei bewegen und Ihrer Bewegungsfreude und Schöpferkraft Ausdruck verleihen; sie möchten die Freiheit und die Weite spüren, sobald sie tanzen.

 

Ich stellte fest, dass sobald ich den Kindern mehr Raum gab und weniger direktiv unterrichtete, dass die Kinder herrliche Bewegungskombinationen machten, die ich Sie nie lehren könnte.

Ich konnte Sprünge beobachten, die hoch und waghalsig waren, Bodenkombinationen wo jeder zeitgenössische Tänzer nur so mit den Ohren geschlackert hätte und diese auch gerne in seinem Repertoire gehabt hätte und rhythmische Kombinationen die wirklich anspruchsvoll waren.

 

Doch woran liegt das, dass Kinder mutiger tanzen, eine höhere Schaffensfreude und vor allem eine bessere Körperwahrnehmung haben, sobald wir weniger Schrittmaterial für Erwachsene unterrichten?

Bevor ich Dir diese Frage beantworte möchte ich mit Dir ein Zitat von Jenny Gertz teilen.

“In den meisten Gymnastik– und Tanzschulen trägt man an die Kinder Übungen heran, die von Erwachsenen für Kinder erfunden wurden oder vielleicht noch richtiger gesagt für Erwachsene erfunden und auf Kinder übertragen wurden. Die Kinder werden auf diese Weise nicht nur uniformiert, sondern auch die viel größeren Möglichkeiten des Kinderkörpers werden nicht voll ausgenutzt.”

Jenny Gertz, 1949

Was für ein wunderbares Zitat. Doch wer war diese Jenny Gertz, die das sagte? Sie war eine Pionierin des Kindertanzes; sie fing in den 1920er Jahren an Kinder im Tanz zu unterrichten und entwickelte tanzpädagogische Prinzipien, Methoden und Inhalte für Kinder. Kommen wir aber zurück zu unserer Frage. Kinder sind wie wir Erwachsene so vielfältig in Form, Antrieb, Körper, Beziehung, Phrasierung und Raum. Doch Kinder entdecken die oben genannten Zugänge zum Tanz erst und das ist der tatsächlich ausschlaggebende Punkt; sobald wir zu viel Material vorgeben, also nur direktiv unterrichten – vor und nachmachen, werden die Kinder uniformiert und verlernen die vielfältigen Möglichkeiten wie sie sich im Raum, mit ihrem Körper, in Beziehung und in vielfältigsten Antriebskombinationen und Formen in der eigenen Phrasierung tanzen können; denn sie lernen nur eine Version, nämlich die, die wir Ihnen vorgeben.

 

Das ist doch sehr schade, denn gerade der Tanz besteht aus so vielen Möglichkeiten und wir berauben die Kinder des eigenen Experiments um Dinge auszuprobieren.

 

Doch wir wollen die Kinder ja nicht nur frei tanzen lassen, denn das könnten sie ja auch zu Hause, dafür brauchen die Eltern kein Geld auszugeben, dass wir nur die Stereoanlage bedienen. Wir brauchen Prinzipien und eine Methodenvielfalt durch die Kinder lernen vielfältig im Raum, mit ihrem Körper, in Beziehung, verschiedenen Antriebskombinationen, Formen und verschiedensten Phrasierungen tanzen können. Jenny Gertz hat wie oben schon erwähnt, wunderbare Prinzipien und Methoden entwickelt die uns eine großartige Chance bieten Kinder im Tanz zu unterrichten; durch ihre Methode lernen sie voneinander und miteinander und durch uns als TanzpädagogInnen erhalten sie Impulse die sie in Ihren tänzerischen Fähigkeiten und Ihrer Schaffensfreude voranbringen. Bei Ihren Inhalten und Spielen hören ich niemals: “Schon wieder eine Übung…”.  Sondern ich höre immer ein begeistertes:

“Nochmal”

Ich bin überglücklich, dass der Videokurs Pionierinnen des Kindertanz – Jenny Gertz – 1920er Jahre – Inhalte – Methoden – Chancen nun für Dich veröffentlicht ist.

 

Solltest Du Kinder im Tanz unterrichten, dann ist dieser Videokurs genau das richtige für Dich, egal ob Du erst angefangen möchtest Du zu unterrichten oder bereits Expertise in diesem Gebiet hast. Jennys Methoden und Inhalte bieten Dir eine große Chance Deine Unterrichtsmethoden für Deinen Tanzunterricht mit Kindern zu verbessern und weiterzuentwickeln.  Zum Videokurs geht es hier entlang:

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Ich würde mich sehr freuen Dich dort begrüßen zu dürfen

Deine Stefi

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