Wir schreiben Ende 2025 und ich habe mir dieses Jahr sehr viel Gedanken um die beiden Worte ’Verbindung und Verbindlichkeit’ gemacht, sie entstammen doch irgendwie dem gleichen Wortstamm.
Vor über 15 Jahren habe ich mich einmal bei Facebook angemeldet um mit echten Menschen aus der ganzen Welt die ich kenne in Verbindung bleiben zu können – ich fand das irre toll zu sehen was meine australische Yogalehrerin machte oder was Freunde die in Ghana lebten machten um in Verbindung sein zu können. Es fühlte sich magisch an – als würde die Welt plötzlich kleiner und wärmer werden.
Heute haben wir mehr Möglichkeiten denn je, ’in Verbindung‘ zu sein. WhatsApp, Facebook, Instagram, X, TikTok, Threads, Telegram… die Liste könnte ich endlos weiterführen. Was dabei enorm interessant ist, je mehr Kanäle wir haben, desto weniger passiert wahre menschliche Verbindung – sie wird irgendwie eindimensional.
Und so habe ich die letzten Monate ein kleines Experiment gemacht, denn ich liebe ja Experimente:
Immer wenn ich etwas gepostet habe und jemand mir darauf eine Reaktion, also so ein Emoticon geschickt hat, wie zum Beispiel ein ⭐️ ❤️ 👏🏻 dann habe ich einen vollständigen Satz geschrieben. Als Antwort habe ich zu 99% ein weiteres ❤️ erhalten.
Ich war ein wenig verdutzt und habe das Experiment noch ein bisschen weitergeführt mit den gleichen Ergebnissen. Und ich habe mir dabei immer wieder ein paar Fragen gestellt, wie:
- Wenn das unsere Kommunikationsform ist um in Verbindung zu treten, wie sieht Kommunikation in der Zukunft aus?
- Ist das unsere neue Form von Verbindung?
- Und wie kann dann tatsächliche Verbindung – also um in Laban-Sprache zu sprechen tatsächliche Beziehung entstehen mit den Parametern: gewahr sein, in der Nähe sein, ansprechen, berühren, unterstützen?
Es ist doch irgendwie interessant dass alle in Verbindung sein möchten und keiner in Beziehung geht – oder?
In dem Wort Verbindung steckt ja auch das Wort Bindung und die Frage ist doch mit was oder wem verbinde ich mich? Mit mir selbst, dem Anderen? Und noch mehr ist die Frage dahinter ’wie‘ verbinde ich mich?
Wenn ich mir das aus der Laban-Bewegunsanalyse ansehe bedeutet:
- Gewahr sein, wir spüren, dass wenn jemand zum Beispiel in den Raum kommt oder sich nähert, dies bedeutet wir sind aufmerksam in unserer Umwelt.
- Ansprechen, wenn wir zu jemand Kontakt aufnehmen zum Beispiel winken oder mit einem Blick sprechen oder eben jemanden ansprechen mit Worten oder einem Satz – ob da ein Emoticon dazu zählt, das weiß ich nicht, das gab es ja bei Rudolf Laban damals noch nicht.
- in der Nähe sein, wenn wir den gleichen Abstand zu einem Menschen halten.
- Berührung, wenn wir jemanden sanft berühren – zum Beispiel Hand in Hand gehen.
- Unterstützung, wenn wir von jemand anderem das Gewicht nehmen, zum Beispiel einen Teddybär tragen oder wenn sich jemand an uns anlehnt.
Die Fragen hierzu könnten sein:
- Wie gewahr bist Du mit Dir selbst und Deiner Umwelt?
- Wann hast Du das letzte Mal jemandem wirklich in die Augen geschaut?
- Hältst Du ständigen Kontakt zu Deinem Handy? Oder darf es Dich auch verlassen um mit der echten Welt in Verbindung zu gehen?
- Wie sehr hältst Du stetige Verbindung zu für Dich wichtigen Menschen?
- Wann hast Du das letzte Mal jemanden länger als 3 Sekunden umarmt?
- Wann hast Du das letzte Mal jemanden unterstützt – körperlich oder emotional?
Stell Dir einfach mal vor, wir würden jetzt alle zusammen in einem Raum stehen. Die Handys sind draußen, dort gibt es keinen Bildschirm. Nur wir. Wie würden wir uns gewahr werden? Würden wir einander anschauen, berühren oder unterstützen? Oder würden wir rausflitzen und in unseren Taschen nach dem nächsten ⭐️ ❤️ 👏🏻 suchen?
Ich habe für mich dieses Jahr ein paar kleine Erkenntnisse geerntet:
Doch es ist eben so… es geht immer um die Verbindung zu mir und den Anderen.
Ich habe letztens ein schönes Video von Brad Pitt gesehen, in dem er über eine Passage aus einem Buch berichtete:
”Ich las ein Buch, in dem eine Figur gefragt wurde:
’Was ist wichtiger – der Weg oder das Ziel?‘
und der andere antwortete: ’Die Gesellschaft.’ “
Und genau darum geht es doch – oder? Mit wem tanze ich diese Reise namens Lebens? Mit einem Algorithmus auf Social Media, wo am Ende des Lebens der Pfarrer vielleicht sagt:
”Sie machte jeden Tag einen Social Media Post und hat 48.732 Herzen bekommen…“
oder mit echten Menschen in Verbindung und zu diesen Menschen in Verbindlichkeit.
Denn wie Alexander von Humboldt einmal so schön sagte:
”Im Grunde genommen
sind es immer die
Verbindungen mit Menschen,
die dem Leben seinen Wert geben.“Alexander von Humboldt
Ich bin gespannt zu lesen, was Dich dieses Jahr bewegt hat, woran Du 2025 gewachsen bist und was Du geerntet hast– schreibe mir hierzu einfach eine E-Mail an stefi@stefischmid.de, ich freue mich immer über virtuelle Post – und ich verspreche Dir ich antworte mit ganzen Sätzen.
Wir lesen uns
Deine Stefi
PS:
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Liebe Stefi,
ich habe Deinen Jahresrückblick mit Interesse gelesen und er hat mich berührt, da ich ebenfalls die Abnahme von “direkt in Verbindung treten” an vielen Stellen beobachte. Im einem Radiobeitrag wurde neulich beschrieben, dass es vielen Menschen mittlerweile unangenehm ist zu telefonieren. Sie wählen lieber die “indirektere” Form des textens oder der Audionachricht. So kann man vor-formulieren und entscheiden, wann man antwortet und hat mehr Kontrolle.
Ich finde das schade, denn ein wenig leidet darunter die Lebendigkeit, Spontanität und die Beziehungsqualität.
Ich kann nur dazu aufrufen so viel wie möglich in der analogen Welt in Kontakt zu sein und körperlich zu sein.
Denn das ist es, was uns als soziale Lebewesen ausmacht und maßgeblich zu unserer Gesundheit beiträgt.
Ich wünsche allen fröhliche Weihnachten im analogen Kreise von lieben Menschen!
Nadine
Liebe Nadine,
hab ganz lieben Dank für Deine Worte. Das habe ich auch bemerkt, dass die Menschen immer weniger telefonieren und gerne andere Kommunikationsformen wie zum Beispiel Sprachaufnahmen bevorzugen. Ich finde das auch schade, denn wie Du schreibst ist es doch das Spontane was das Leben lebendig macht. Doch die kleinen Menschen die lieben echten Kontakt und so wünsche ich mir für die kleinen Menschen, dass sie in einer Welt voller Verbindung aufwachsen dürfen.
Hab Du auch zauberhafte Weihnachten – auf bald
Stefi