Das Ding mit den Tu-Wörten
– oder was soll ich bloß mit meinen Kindern an Schrittmaterial in meinem Kindertanzunterricht machen?

Hast Du Dich jemals gefragt, was Du mit Deinen Kindern an Schrittmaterial in Deinem Kindertanzunterricht machen sollst? Diese Frage höre ich öfters von angehenden Tanzpädagoginnen und auch von ausgebildeten Tanzpädagoginnen. Die Lösung liegt oft in den sogenannten Tu-Wörtern – einfachen Aktionswörtern, die die Essenz der Bewegungen vermitteln.

Bevor ich Dir diese Frage beantworte, habe ich Dir heute einmal ein paar Tu-Wörter mitgebracht. Zum Beispiel: springen, gehen, rennen, krabbeln, fallen, rollen, drehen, beugen, strecken…

 

 

Ein Tu-Wort, und jeder Deutschlehrer würde jetzt wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, sind Dinge, die wir tun. Zum Beispiel:

 

  • Ich tue springen
  • Ich tue gehen
  • Ich tue rennen
  • Ich tue krabbeln
  • Ich tue fallen
  • Ich tue rollen
  • Ich tue drehen
  • Ich tue beugen
  • Ich tue strecken…

Ein Tu-Wort ist ein sogenanntes Aktionswort und beschreibt einen Vorgang, den ich mit meinem Körper tue. Natürlich könntest Du jetzt auch sagen:

 

  • Ich tue lachen

Auch wenn lachen eine famose Aktion ist, geht es im Tanzunterricht mehr um Bewegungen, die mit dem Körper ausgeführt werden.

Letztens sagte eine Teilnehmerin in einem meiner Kurse: ”Malen“. Ich gab zu bedenken, dass Malen eine weniger konkrete Aktion ist und fragte nach, welche Bewegung darunter liegt.

”Wir malen oft mit den Körperteilen“, sagte sie. Das fand ich ein schönes Bild, aber was ist das Tu-Wort? Gemeinsam fanden wir heraus, dass malen unterschiedlich sein könnte: gleiten, tupfen, kreisen oder einfach nur bewegen.

Wir können natürlich auch traben wie die Pferde, wobei hier die Pferde ein Bild oder die Verpackung für die Kinder wären und traben das tatsächliche Tu-Wort ist.

Jetzt könnte ich natürlich sagen:

 

  • Ich tue am Platz traben
  • Wie trabe ich? Am Platz
  • Ich tue vorwärts traben
  • Wie trabe ich? Vorwärts

Du siehst, das WIE ist etwas anderes als das TUN.

Für Kinder ist es sehr wichtig zu begreifen, dass gehen gehen ist oder krabbeln krabbeln ist. Nur sobald ich diese Begrifflichkeit nutze, kann das Kind die Bewegung zuordnen und schafft hier eine Verbindung im Gehirn.

Sobald ich nur in eine Geschichte oder nur in die Verpackung gehe, haben Kinder ein Problem. Denn wenn ich sage: ”Bewegt euch wie Schlangen“, ist der körperliche Vorgang nicht klar. Vielleicht möchte ich, dass die Kinder kriechen – dann wäre ”kriechen“ das richtige Tu-Wort.

Im Tanzunterricht ist es sehr wichtig, dass Kinder eine Verbindung dazu lernen – was tue ich.

 

  • Springen ist springen
  • Marschieren ist marschieren
  • Balancieren ist balancieren

Sobald wir nur in Geschichten unterrichten und die Tu-Wörter vergessen, werden wir irgendwann ein Problem haben.

Lass uns doch gerne mal nun beugen und strecken ansehen. Welche klassische Tanzübung besteht aus beugen und strecken?

Wahrscheinlich hast Du es herausgefunden: Ein Plié. Doch mit welchen Körperteilen? Genau, nur mit den Beinen.

Wenn wir allerdings nur beugen und strecken sagen, ist das die darunter liegende Essenz der Bewegung. Dies können wir auch mit anderen Körperteilen machen – oder?

Wäre es dann also nicht sinnvoll, den Kindern erstmal beugen und strecken zu lernen, bevor sie ein Plié lernen? Denn dann könntest Du sagen: Beuge Deine Beine, strecke Deine Beine.

Sobald Kinder gelernt haben, was beugen und strecken bedeutet, können wir dann auch Plié sagen. Die Essenz von beugen und strecken haben sie bereits begriffen und können das in einer Korrektur herstellen.

Ich bin ein absoluter Fan davon, immer das Fundament einer Bewegung anzugehen. Sobald ich das verstanden habe, kann ich in die Komplexität gehen.

Doch das Fundament ist die Basis, von der alles ausgeht, und ohne ein solides Fundament ist es schwer, nach oben zu wachsen.

Das Fundament der Bewegung im Tanzunterricht

Zusammengefasst ist es entscheidend, dass wir als Tanzpädagoginnen den Kindern die Essenz der Bewegungen – die Tu-Wörter – vermitteln. Diese einfachen, klaren Aktionswörter helfen Kindern, die grundlegenden Bewegungen zu verstehen und zu verinnerlichen. Sobald die Kinder diese Basisbewegungen beherrschen, können wir darauf aufbauen und sie in komplexere Tanzschritte und -bewegungen einführen.

Hier sind ein paar praktische Tipps, wie Du die Tu-Wörter in Deinen Kindertanz–Unterricht integrieren kannst:

  • Beginne jede Stunde mit einer kurzen Übung, bei der die Kinder verschiedene Tu-Wörter ausführen. Dies könnte ein ”Wort des Tages“ sein, das besonders im Fokus steht.
  • Nutze die Tu-Wörter, um die Bewegungen klar zu beschreiben und mit Bildern oder Geschichten zu verbinden. Erkläre immer erst die Bewegung (z.B. ”strecken“), bevor Du die Verbildlichung hinzufügst (z.B. ”streckt eure Arme wie Äste eines Baumes“).
  • Wiederhole die Tu-Wörter regelmäßig und wende sie in verschiedenen Kontexten an. Zum Beispiel kann ”springen“ in verschiedenen Übungen und Spielen vorkommen, sodass die Kinder das Wort und die Bewegung fest verankern.
  • Integriere die Tu-Wörter in Spiele und kreative Aufgaben. Lass die Kinder eigene Bewegungsfolgen mit den Tu-Wörtern entwickeln und vorführen.
  • Verwende die Tu-Wörter, um Korrekturen und Feedback zu geben. Anstatt zu sagen ”mach es anders“, nutze klares Feedback wie ”strecke Deine Arme mehr“ oder ”beuge Deine Knie tiefer“.

Indem wir die Tu-Wörter in den Mittelpunkt unseres Unterrichts stellen, legen wir ein solides Fundament, auf dem die Kinder ihre Tanzfähigkeiten aufbauen können. Dies fördert nicht nur das Verständnis und die Ausführung der Bewegungen, sondern stärkt auch ihr Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten.

Also, lass uns zurück zu den Grundlagen gehen und die Tu-Wörter feiern, die das Herzstück jeder Tanzbewegung bilden. Denn nur wenn wir die Essenz verstehen, können wir die Schönheit und Komplexität des Tanzes voll entfalten.

 

Alles Liebe Dir

Deine Stefi

PS:

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Dann schau Dir gerne meine Tanzpädagogik Ausbildung für Kinder & Kindertanz  an. In meinem Ausbildungsprogramm verbinde ich innovative Methoden mit kreativen Lerntheorien, um nicht nur Tanztechniken, sondern auch persönliche Fähigkeiten zu fördern. Das Ausbildungsprogramm umfasst 8 Module, die von den Grundlagen der Bewegung bis hin zu komplexem Schrittmaterial reicht.

Neben der tänzerischen Ausbildung liegt ein starker Fokus auf der persönlichen Entwicklung der Kinder, indem wir ihre Selbstwahrnehmung und ihr Selbstvertrauen stärken. Darüber hinaus lernst Du, wie Du soziale Fähigkeiten wie Teamarbeit, Kommunikation und soziale Interaktion im Tanzunterricht förderst. Mit praxisnahen Übungen kannst Du das Gelernte sofort in Deinen bereits bestehenden oder zukünftigen Tanzunterricht mit Kindern implementieren. Erfahre hier mehr zum Ausbildungsprogramm und entdecke, wie Du Deine Unterrichtsmethoden bereichern kannst.

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