Tanzpädagogik und Tanztherapie
ein Unterschied?

Wenn ich erzähle, dass ich im Bereich Tanzpädagogik tätig bin, ernte ich oft begeisterte Ausrufe:

”Oh, wie schön, Tanztherapie für Kinder!”

Diese Verwechslung, so charmant sie auch sein mag, zeigt, wie nah und doch wie fern diese beiden Disziplinen sind und da mir diese Verwechslung in letzter Zeit öfter begegnet ist, möchte ich die Gelegenheit nutzen, in diesem Blogartikel genauer auf die Unterschiede einzugehen.

 

Die universelle Sprache des Tanzes

Für mich ist Tanz eine universelle Sprache, die große und kleine Menschen in allen Kulturen dieser Welt Menschen auf nonverbaler Ebene verstehen. Tanz hat also nicht nur eine künstlerische, ästhetische und kulturelle Bedeutung, sondern bietet auch therapeutische und pädagogische Ansätze, die oft verwechselt werden: Tanztherapie und Tanzpädagogik. Obwohl beide Berufsfelder auf Tanz und Bewegung basieren, gibt es hier wesentliche Unterschiede in ihrem Ansatz, ihrer Zielsetzung und ihrer praktischer Anwendung.

Tanztherapie: Heilung durch Bewegung

  • Tanztherapie ist eine Form der körperorientierten Psychotherapie, die Tanz und Bewegung als Mittel zur Verbesserung des emotionalen, körperlichen und mentalen Wohlbefindens einsetzt. Tanztherapie basiert auf der Annahme, dass Tanz und Ausdruck in der Bewegung dazu beitragen können, innere Konflikte zu lösen, Traumata zu verarbeiten, eventuelle vorsprachliche Erlebnisse zu integrieren und persönliches Wachstum zu fördern.
  • Tanztherapeuten arbeiten oft mit großen und kleinen Menschen, die unter psychischen oder emotionalen Problemen leiden, wie z.B. Depressionen, Angstzuständen, Essstörungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen. Hier wird oft im diagnostischen Bereich gearbeitet, mit einem so genannten ICD 10 Schlüssel.
  • Es werden verschiedene Techniken und Verfahren angewandt, um die individuellen Bedürfnisse ihrer Klienten zu adressieren, darunter zum Beispiel Improvisation, Bewegungsanalyse, Körperwahrnehmungsübungen, die Fremd- und Eigenwahrnehmung zu fördern, Gruppenarbeit und das Kestenberg Movement Profile.
  • Tanztherapeutische Settings findet an vielfältigen Orten statt, wie zum Beispiel in Kliniken und psychiatrischen Einrichtungen, in der Psychosomatik, in der Paar- und Familientherapie, aber auch im privaten Bereich, wie in Einzelsettings.
  • In der Tanztherapie steht der Prozess des Tanzens und die Art und Weise, wie sich der Einzelne durch Bewegung ausdrückt, im Mittelpunkt. Der Tanztherapeut oder die Tanztherapeutin schafft einen sicheren Raum, in dem Klienten frei tanzen können, ohne Bewertung. Durch die Bewegung können verborgene Emotionen und unbewusste Konflikte an die Oberfläche gelangen, was zu einem tieferen Verständnis des Selbst führen kann.

Tanzpädagogik: Lehren von Bewegung

  • Die Tanzpädagogik konzentriert sich auf den pädagogischen Aspekt des Tanzens. Tanzpädagogen unterrichten Tanztechniken, wie zum Beispiel: Ballett, Modern, Zeitgenössisch, Jazzdance, Stepptanz… es wird hier alters- und niveaugerecht eingetaucht und gelernt. Ebenso werden Choreographien gelernt und der künstlerischen Ausdruck gefördert.
  • Doch sie unterrichten mehr als nur tänzerische Fähigkeiten, wie zum Beispiel auch Selbstbewusstsein, Disziplin und Teamarbeit. Ebenso wird auch die Kreativität, die Imagination, der Ausdruck und die Individualität entfaltet.
  • Der Tanzunterricht in der Tanzpädagogik richtet sich an große und kleine Menschen und an jedes Niveau, denn jeder kann tanzen lernen. Von Kindertanzkursen bis hin zum Profiunterricht bieten unterschiedliche Ballett- und Tanzschulen oder Freiberufler für künstlerischen Tanz vielfältige tanzpädagogische Angebote an. Doch auch in Kindergärten und Schulen findet die Tanzpädagogik mehr und mehr Einzug um jedem Kind eine künstlerisch, ästhetische und kulturelle Bildung zu ermöglichen.
  • Tanzpädagogen verwenden eher strukturierte und systematische Lehrpläne mit Zielsetzungen um ihre Schüler zu unterstützen und ihre tänzerischen Fähigkeiten zu verbessern, es werden hier tanztechnische Skills entwickelt, wie zum Beispiel ein Pliè, eine Pirouette… so wird das Tanzrepertoire erweitert.
  • Während hier der Fokus auf anatomischer Ausrichtung, Tanztechnik und Choreographie liegt, werden auch kreative Prozess durch Improvisation, soziale Komponenten und persönliche Interpretationen gefördert, sodass der Tanzende sich als Künstler erlebt.

2 Seiten derselben Medaille

Obwohl die Tanztherapie und die Tanzpädagogik unterschiedliche Ansätze verfolgen, teilen sie die Überzeugung in die transformierende Kraft des Tanzes. Während die Tanztherapie im diagnostischen Bereich auf Heilung und/oder Selbstentdeckung abzielt, konzentriert sich Tanzpädagogik auf die Vermittlung von Fähigkeiten und die Förderung von künstlerischer Entfaltung. Beide Richtungen bieten einzigartige Möglichkeiten, sich durch und mit Bewegung auszudrücken und Körper, Geist und Seele in Harmonie zu bringen.

Aus der Praxis heraus, können Tanztherapie und Tanzpädagogik auch miteinander verschmelzen, indem therapeutische Elemente in den Tanzunterricht integriert werden oder tanzpädagogische Ansätze in tanztherapeutische Sitzungen einbezogen werden. Die Tanztherapie ist zeitlich begrenzt, während die Tanzpädagogik oder ein künstlerischer Tanzunterricht lebenslang lebendig im eigenen Leben sein kann.

Letztendlich geht es aus beiden Perspektiven betrachtet darum, Menschen zu unterstützen, sich selbst zu entdecken, sich auszudrücken und ihr volles Potenzial durch und mit dem Tanz zu entfalten.

Ich hoffe ich konnte Dir hier ein paar Perspektiven auf dieses Thema schenken?

Alles Liebe Dir

Deine Stefi

 

PS:

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