Diese Tage habe ich eine wunderschöne Rede von Ian McKellen gehört, in der er einen Brief von Kurt Vonnegut vorlas. Die Worte von Vonnegut haben mich so sehr berührt, dass ich sie mit Dir teilen wollte. Kurt Vonnegut schrieb diese Zeilen als Antwort auf einen Brief von Schülern der Xavier High School in New York City und seine Botschaft ist unglaublich zeitlos:
ӆbe jede Kunst aus, Musik, Gesang, Tanz, Schauspiel, Zeichnen, Malen, Bildhauerei, Poesie, Belletristik, Essays, Reportagen, egal wie gut oder schlecht, nicht um Geld und Ruhm zu bekommen, sondern um das Werden zu erfahren, um herauszufinden, was in Dir steckt, um Deine Seele wachsen zu lassen.
Ganz im Ernst!
Ich meine, fangt jetzt an, Kunst zu machen und macht das für den Rest eures Lebens. Zeichnet ein lustiges oder nettes Bild von Ms. Lockwood und schenkt es ihr. Tanzt nach der Schule nach Hause, singt unter der Dusche und so weiter und so fort. Mach eine Grimasse in Dein Kartoffelpüree. Tu so, als wärst Du Graf Dracula.
Hier ist eine Aufgabe für heute Abend, und ich hoffe Ms. Lockwood wird Dich durchfallen lassen, wenn Du sie nicht erledigst: Schreibt ein sechszeiliges Gedicht über irgendwas, aber gereimt. Macht es so gut, wie ihr nur könnt. Aber sag niemandem, was Du tust. Zeig es niemandem und sag es auch nicht auf, nicht mal Deiner Freundin oder Deinen Eltern oder Ms. Lockwood. OKAY?
Zerreiße ihn in klitzekleine Stücke und wirf sie in weit voneinander entfernte Mülltonnen. Du wirst feststellen, dass Du für Dein Gedicht bereits prächtig belohnt wurdest. Du hast das Werden erfahren, viel mehr über Dein Inneres gelernt und Deine Seele wachsen lassen.“
Der Brief von Kurt Vonnegut, einem amerikanischen Autor ist wie eine Einladung, die uns ein wenig wachrüttelt und ermutigt, uns ohne Vorbehalte in die Welt der Kunst zu stürzen, denn Kunst braucht kein Ziel, kein Publikum und keinen Applaus – sie genügt sich selbst. Kunst ist ein Prozess, der uns selbst verändert, wachsen lässt und uns mit uns selbst in Resonanz bringt.
Die Künste ermöglichen uns, uns selbst zu begegnen. Wir erleben, was in uns steckt, lernen unsere Grenzen kennen – und überschreiten sie manchmal. Gerade als Tanzpädagogen, Künstler und Menschen, die sich der Kunst verschrieben haben, wissen wir, wie bedeutsam dieser Weg des Werdens ist. In einer Welt, die Ergebnisse und Erfolg oft über alles stellen, ist es umso wichtiger, diese Botschaft zu feiern und weiterzugeben – an unsere kleinen und großen Tanzschüler und nicht zuletzt an uns selbst.
Vonnegut schreibt:
”Ich meine, fangt jetzt an, Kunst zu machen und macht das für den Rest eures Lebens. Zeichnet ein lustiges oder nettes Bild von Ms. Lockwood und schenkt es ihr. Tanzt nach der Schule nach Hause, singt unter der Dusche und so weiter und so fort. Mach eine Grimasse in Dein Kartoffelpüree. Tu so, als wärst Du Graf Dracula.“
Wie herrlich ist diese Vorstellung? Einfach schöpferisch zu sein, ohne Erwartungen, ohne Druck. Sich ganz auf den Moment einzulassen und die kindliche Freude am Entdecken und Experimentieren zu erhalten oder wiederzufinden. Genau das erleben Kinder, wenn sie tanzen, malen oder singen. Sie tun es nicht, um ”gut“ zu sein, sondern weil sie sich lebendig fühlen, weil sie sich ausdrücken können und vor allem weil sie Freude daran haben.
Vielleicht ist es genau das, was wir als Erwachsene von ihnen lernen können: Kunst um der Kunst willen zu machen – um zu ”werden“.
Vonnegut fordert uns heraus, ein Gedicht zu schreiben, es niemandem zu zeigen, es in kleine Stücke zu reißen und diese in weit entfernten Mülltonnen zu entsorgen. Was bleibt, wenn niemand unser Werk sieht? Wenn es keine Likes, kein Lob und auch keine Anerkennung gibt?
Die Antwort ist ebenso einfach wie tiefgründig: Es bleibt das Werden.
”Du wirst feststellen, dass Du für Dein Gedicht bereits prächtig belohnt wurdest. Du hast das Werden erfahren, viel mehr über Dein Inneres gelernt und Deine Seele wachsen lassen.“
Dieser Satz ist das Fundament, was Kunst wirklich ausmacht. Es geht nicht darum, etwas Perfektes zu schaffen. Es geht darum, was in uns selbst passiert, während wir erschaffen. Kunst ist nicht nur Ausdruck – sie ist Transformation.
Als Tanzpädagogen begleiten wir junge Menschen dabei, ihre eigenen Ausdrucksformen zu finden und Vertrauen in ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Doch oft sind es nicht die ”perfekten“ Tänze oder ”richtigen“ Schritte, welche die wertvollsten Momente schaffen. Es sind die Augenblicke, in denen Kinder sich trauen, Neues zu probieren, sich selbst zu spüren und ihre Einzigartigkeit zu entdecken.
Ein Kind, das mit zögerlichen Bewegungen und schüchtern beginnt und schließlich voller Freude und Selbstbewusstsein tanzt, hat etwas unendlich Wertvolles gelernt: sich selbst zu vertrauen. Genau das ist es, was Kunst ermöglicht – die Erfahrung von Wachstum, von Werden.
In einer Zeit, in der vieles schnell, digital und oft oberflächlich ist, bietet Kunst eine Möglichkeit, innezuhalten. Sie schafft Räume für Reflexion, Kreativität und Selbstfindung. Für Kinder, die in einer Welt voller Ablenkungen und Leistungsdruck aufwachsen, ist das von unschätzbarem Wert.
Indem wir Kindern beibringen, dass es in der Kunst nicht um ”richtig“ oder ”falsch“ geht, geben wir ihnen die Freiheit, sich selbst auszudrücken. Sie lernen, dass Fehler keine Hindernisse, sondern Chancen sind. Sie erfahren, dass es nicht darum geht, anderen zu gefallen, sondern sich selbst treu zu bleiben und zu vertrauen.
”Tanzt nach der Schule nach Hause, singt unter der Dusche, mach eine Grimasse in Dein Kartoffelpüree.“
Die Kunst im Alltag zu finden, ist wie ein kleiner Tanz durchs Leben. Sie muss nicht groß oder spektakulär sein. Ein Lächeln, ein Lied, ein Tanzschritt – das alles sind Akte der Kreativität, die unser Leben schöpferisch bereichern.
Vielleicht fragst Du Dich:
- Was bedeutet Kunst für mich selbst?
- Wann habe ich das letzte Mal etwas nur für mich geschaffen, ohne an das Ergebnis zu denken?
Ich lade Dich ein, es einfach einmal auszuprobieren. Male ein Bild, schreibe ein Gedicht, tanze durch Dein Wohnzimmer – ohne Ziel, einfach, weil es Dich glücklich macht.
Hier sind ein paar Ideen für den Einstieg:
- Schreibe heute einfach ein kleines Gedicht über Deine Gefühle, wenn Du möchtest schreibe es in Reimform oder als einen Haiku
- Male ein Bild nur mit den Farben, die Dir gerade gefallen
- Tanze fünf Minuten ohne Musik – nur mit Deinem Atem als Taktgeber
Kunst ist ein Geschenk, das wir uns selbst machen können. Sie erinnert uns daran, dass wir nicht perfekt sein müssen, dass wir wachsen dürfen und dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen. Sie lehrt uns, den Prozess zu genießen und das Leben in seiner ganzen Fülle zu umarmen.
Für die Kinder, mit denen wir arbeiten, ist Kunst nicht nur ein Ausdrucksmittel. Sie ist eine Möglichkeit, die Welt zu verstehen, ihre eigenen Geschichten zu erzählen und ihre Einzigartigkeit zu feiern. Als Pädagogen haben wir die Chance, ihnen dieses Geschenk zu machen – und dabei selbst immer wieder zu lernen, was Kunst für uns bedeutet.
Vonneguts Zitat ist eine liebevolle Erinnerung daran, was wirklich zählt: nicht das Ergebnis, sondern der Weg. Das Werden. Das Wachsen. Die Freude am Schaffen.
Alles Liebe Dir
Deine Stefi
PS:
Wenn Dich die Bedeutung von Kunst und Kreativität genauso bewegt wie mich und Du Kindern die Möglichkeit geben möchtest, Kunst durch Tanz zu erleben, dann könnte meine Tanzpädagogik Ausbildung für Kinder & Kindertanz etwas für Dich sein.
In dieser Ausbildung verbinde ich moderne Lerntheorien, die Entwicklungsmotorik und reformpädagogische Ansätze zu einem holistischen Ansatz. Du lernst, wie Du Kindern Räume eröffnest, in denen sie durch Bewegung und Tanz Kreativität und Ausdruck erleben können – auf eine Weise, die sie für die Zukunft stärkt.
Finde heraus, wie Du Deinen eigenen künstlerischen Fingerabdruck in die Welt bringen und Kindern das Geschenk von Tanz und Kunst machen kannst.
erfahre gerne hier mehr zum Ausbildungsprogramm
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