Stell Dir vor… hier in Deutschland kann jeder Kinder im Tanz unterrichten – auch ohne tanzpädagogische Ausbildung, denn der Beruf des Tanzpädagogen ist hier nicht geschützt.
Ich glaube wirklich, dass jeder Mensch, egal ob groß oder klein tanzen kann.
- Doch kann auch jeder Tanz unterrichten?
- Reicht Talent denn nicht aus?
- Braucht es dafür denn kein Wissen?
- Kann man tanzpädagogische Fertigkeiten in einem Onlinekurs, an nur einem Nachmittag oder einem Wochenende erwerben?
Tanzpädagogik besteht ja irgendwie aus zwei Wörtern also Tanz und Pädagogik – das sind ja von Haus aus ja schon mal zwei Berufe: Tänzer und Pädagoge.
Tanz ist die KUNST der Bewegung, also das WAS und WIE wir etwas mit unserem Körper tun und die Pädagogik ist das WARUM, WESHALB und WIE wir etwas mit unserem Geist oder Seele tun. Diese WIE’s, WAS’s, WARUM’s, WESHALB’s… sind Fähig- und Fertigkeiten – sie sind Handwerkszeuge und können immer angewandt werden, auch wenn ich mal einen schlechten Tag habe. Diese Handwerkszeuge helfen mir reflektiert zu sein und schaffen einen Referenzrahmen wieso, weshalb, warum und wie ich etwas tue, denn nur Begeisterung für Kinder, Menschen oder den Tanz reichen eben nicht aus um einen qualitativ hochwertigen Unterricht zu gestalten.
Für mich gliedern sich tanzpädagogische Fähig- und Fertigkeiten in drei Bereiche:
- Kopf
- Herz
- Körper (Hand)
Die Reihenfolge, wie hier geschrieben, hat keinen Stellenwert, denn alle drei sind für mich unwiderruflich miteinander verwoben. Alle drei Bereiche sollten simultan ablaufen – sobald wir hochwertig unterrichten wollen.
Kopf
Der Kopf symbolisiert für mich das Fachwissen, wie z.B. dass ein Tanzpädagoge eine gute Beobachtungsgabe hat, Bewegungen analysieren kann und für die Schüler Schritt für Schritt tänzerisches Material, wie z.B. Tanzschritte aufbauen oder vereinfachen kann und ebenso ein geschultes Auge hat und die Worte für Korrekturen findet, ebenso braucht es eine gewisse Musikalität. Die Kenntnis über verschiedene Intelligenzen und Lernkanäle, lassen einen Tanzunterricht entstehen indem verschiedene Unterrichtsmethoden vielfältig eingesetzt werden können.
Darüber hinaus ist die Kenntnis über Lerntheorien ein sehr wichtiges Thema, da durch Lernen neue neuronale Verbindungen im Gehirn (Engramm) entstehen und diese Zeit und Wiederholung brauchen.
Herz
Junge Menschen haben ein riesengroßes Herz, viele Ideen und einen unwiderstehlichen Bewegungsdrang – sie sind impulsiv und herrlich ehrlich. Um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, braucht es die Fähigkeit, jedes Kind und jeden Menschen in seiner persönlichen Einzigartigkeit zu sehen und einen sicheren und wertschätzenden Rahmen zu schaffen, in dem die Kreativität, das Körperwissen und die Persönlichkeit jedes Einzelnen wachsen und gedeihen kann.
Hierfür braucht es eine Geschicklichkeit im Umgang mit Formulierungen um ermutigend unterrichten zu können und auch gruppendynamische Zusammenhänge auf einer emotionalen Ebene zu erfassen.
So ist die Fähigkeit gut vorbereitet zu sein sehr wichtig und man kann trotzdem mit dem Flow gehen, da die Bedürfnisse jedes Einzelnen und der Gruppe gesehen werden.
Auch ist es besonders wichtig für mich, sich immer wieder als eigener Künstler oder Tänzer zu fühlen, denn nur wenn ich damit im Kontakt bin, kann ich den Schülern mehr als Schritte beibringen – Tanz ist Magie – diese gilt es auch weiterzugeben.
Körper
Tanz, Körper und Menschen sind vielfältig. Ein Kinderkörper besteht aus mehr als 300 Knochen, später im Erwachsenenalter um ca. 1/3 weniger. Er hat circa 600 Muskeln und über 100 Gelenke. Wow!
Anatomisches- und Körperwissen ist für mich unglaublich wichtig, sobald ich Tanz unterrichte. Gerade weil der Körper so viele Möglichkeiten hat sich zu bewegen, braucht es hier eine klare Ausrichtung und ein Verständnis für tanzmedizinische und entwicklungsmotorische Zusammenhänge, sodass der Körper sich weiterhin gesund bewegen kann. Dies braucht zum einen Propriozeption, Kinästhesie und haptische Sensitivität für Korrekturen um dieses Wissen weiterzugeben zu können.
Ich muss mich korrigieren, es sind nicht nur zwei Berufe wie am Anfang genannt. Nein, es sind mehr. Das Thema Tanzpädagogik ist soooo groß und weit greifend, dass wahrscheinlich ein Leben nicht ausreicht, um alles erfassen zu können.
In meiner Arbeit als TanzpädagogIn für Kinder & Kindertanz und Dozentin für diesen Bereich suche ich gerne den Austausch mit Kollegen, weiß um meine Kompetenz und vermittle Schüler auch an einen anderen Lehrer weiter und sehe wann eine eventuelle Abklärung durch zum Beispiel einen Arzt nötig ist. Nach wie vor begeistere ich mich für den Tanz und die Pädagogik – ich habe einen ungestillten Wissensdurst und weiß:
Je mehr ich weiß, weiß ich, dass ich irgendwie nichts weiß – es ist ein so vielschichtiges Thema.
Je mehr ich mich entfalte und in Kontakt mit mir bin um so mehr entfaltet sich auch mein kognitives, emotionales und körperliches Wissen.
Was ich aber sicher weiß ist:
Ein guter Lehrer motiviert und prägt für das eigene Leben.
In diesem Sinne herzlichen Dank an alle Tanzpädagogen die an mich geglaubt haben und einen Zauber in mir gesehen haben – dies gebe ich gerne weiter.
Danke fürs reinlesen.
Deine Stefi
PS: Du möchtest Kinder im Tanz unterrichten? Dann hüpfe doch mal rüber zu meiner Tanzpädagogik Ausbildung für Kinder & Kindertanz.
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