Vor vielen Jahren hat der ”Tanz Dein Leben Wild & Frech“-Blog das Licht der Welt erblickt – und seither hat er viele große Menschen zum Nachdenken und Schmunzeln gebracht. Er hat inspiriert – für den Kindertanzunterricht, das Tanzbusiness und manchmal auch für das Leben selbst.
Und heute ist es soweit:
Der hundertste Artikel tanzt sich ins Leben
Weil das ein kleiner Meilenstein ist, habe ich meine Leserinnen der ”Tanze Wild & Frech Post“ gefragt, was sie gerade beWEGt. Und daraus ist eine kleine Themenreise entstanden – voller Fragen, Impulse, Wünsche und Inspiration. Und Du bist eingeladen, mit mir durch diese hindurch zu tanzen.
Lass uns also gleich loslegen – mit einer Frage, die ich besonders famos fand:
Warum hört man immer öfter den Begriff Tanzvermittlung – und immer seltener das Wort Tanzpädagogik?
… und so bin ich einmal auf Spurensuche gegangen…
Was steckt hinter dem Begriff Vermittlung?
Ganz ursprünglich kommt das Wort ”vermitteln“ aus dem Mittelhochdeutschen. Und es meint:
- etwas in die Mitte bringen,
- zwischen zwei Seiten stehen,
- eine Brücke schlagen, eine Verbindung herstellen,
- etwas weitergeben oder auch schlichtend eingreifen.
Zum Beispiel: Die Agentur für Arbeit vermittelt eine Stelle. Jemand steht dazwischen – zwischen Angebot und Nachfrage – und versucht, zwei Seiten zusammenzubringen.
Das klingt neutral, funktional, praktisch. Und doch frage ich mich:
Wenn ich tanze – oder kleine und große Menschen zum Tanzen bringe – stehe ich dann wirklich zwischen etwas? Oder bin ich nicht vielmehr mittendrin?
Im künstlerischen Bereich meint Tanzvermittlung:
”Der Begriff Tanzvermittlung leitet sich aus dem übergeordneten Begriff Kulturvermittlung ab und beschreibt Projekte und Angebote zur kulturellen Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen durch und mit der Kunstform Tanz.“¹
Quelle: Tanzvermittlung CH¹
Tanzvermittlung bedeutet also:
- Zugänge zu Tanz schaffen
- Kunst & Publikum zusammenbringen
- Laien an Tanz heranführen
- Tanz als kulturelle Bildung erfahrbar machen
Und das ist wunderbar! Denn Tanzvermittlung öffnet Türen – oft dort, wo sie vorher verschlossen waren. Sie bringt kleine und große Menschen mit etwas in Berührung, das sie vielleicht sonst nie erlebt hätten.
Ich finde: Niedrigschwelligkeit ist wichtig – damit Menschen sich eingeladen fühlen. Aber – und jetzt kommt mein großes ABER – und aber sage ich wirklich, wirklich selten!
Ist Vermittlung wirklich das, was ich tue, wenn ich mit Kindern tanze?
Oder geht es nicht um etwas Tieferes, Prozesshafteres, um Beziehung und Entwicklung?
Genau da kommt für mich der Unterschied zur Pädagogik ins Spiel…
Und was bedeutet Pädagogik?
Das Wort Pädagogik stammt vom griechischen paidagogós – ”der Begleiter des Kindes auf dem Weg zur Schule.“ Ursprünglich war das kein Lehrer, sondern ein schützender, weiser Begleiter.
Heute steht Pädagogik für:
- Beziehung – ich finde das Wort Verbindung noch schöner
- HALTung
- Prozess
- Entwicklung
- ganzheitliches Lernen
So geht es bei der Tanzpädagogik nicht nur um Tanz, sondern darum, Erfahrungsräume zu gestalten, in denen sich der ganze Mensch entfalten darf: körperlich, seelisch, sozial und künstlerisch.
Es ist ein feiner kleiner Unterschied – und doch ein entscheidender.
Tanz lässt sich nicht vermitteln. Tanz will beWEGt werden.
Ich glaube zutiefst, dass Tanz keine Ware, Paket oder Produkt ist. Tanz ist ein Lebensgefühl, eine non-verbale Sprache die leise und kraftvoll ist.
Und wer Tanz unterrichtet – vermittelt nicht,
sondern begleitet, berührt, bewegt, inspiriert, fordert heraus, tröstet, entfacht.
Eine Tanzpädagogin ist:
-
eine Hüterin der Körperintelligenz
-
eine Mensch der für den Mut steht, sich auszudrücken
-
eine Raumöffnerin für all die, die spüren und fühlen wollen, wer sie wirklich sind
Warum glaube ich, dass dieser neue Begriff problematisch ist…
Natürlich – wir wissen, was gemeint ist. Mit dem Wort ”Tanzvermittlung“ wollen sich viele den Tanz niedrigschwellig zugänglich machen. Das ist edel gedacht – doooooooooch:
In der frühen Bildung, in der Tanzpädagogik für Kinder, ist das Wort wahrhaftig fehl am Platz.
Denn es macht aus einer beRUFung einen Serviceberuf. Aus einem inneren Feuer ein pädagogisches Übermittlungskonzept.
Und das wird dem, was wir tun, nicht gerecht.
In meinem Unterricht mit großen und kleinen Menschen vermittle ich nicht nur… ich begleite. In meinem Ausbildungsprogramm zur Tanzpädagogin für Kinder sage ich sehr oft:
”Ich bin Eure Reisebegleitung… ich weiß, wohin wir gehen, wo der Weg weniger steinig ist, wo die Schmetterlinge sind… doch gehen darfst Du selber.“
und ich frage – oft mehr als ich erkläre. Denn Fragen sind vielfach interessanter als schnelle Antworten. Auch im Tanzunterricht frage ich. Und plötzlich entdecken wir eine Vielzahl von Antworten – in Bewegung, im Miteinander, im Raum. Ich lausche den Füßen, dem Atem und den kleinen feinen Weisheiten, die sich in einem Unterricht offenbaren.
Ich sehe kleine und große Menschen als schöpferische Wesen. Ich will nicht nur Schritte und Choreographien ”rüberbringen“.
Ich möchte Räume eröffnen… anstoßen, aufblühen lassen und berühren. Ich möchte mit HALTung arbeiten und einen Transfer zum Leben jenseits des Tanzraumes schaffen; denn Tanz ist so viel mehr als schöne Bewegung.
Darum möchte ich eine Ode an das Wort Tanzpädagogik singen.
In meiner Welt…
bin ich Pädagogin. Künstlerin. Mensch. Ich tanze nicht nur mit Kindern – ich denke, forsche, spüre mit ihnen.
Ich lehre keine Schritte – ich lehre, wie man einen Raum mit Leben füllt.
Ich korrigiere nicht nur Körper – sondern weiß dass zum Tanz viele Perspektiven gehören und dass jeder Einzelne beteiligte seine eigenART im Körper und SEIN mitbringt und das ist WUNDERbar!
Und weißt Du was? Genau deshalb funktioniert mein Tanzunterricht. Weil er aus etwas Größerem kommt. Nicht nur aus einem Konzept, Methodik und Didaktik, sondern aus einer HALTung.
Und Du…?
Stell Dir einfach einmal vor, es gäbe keine Schubladen der Definitionen und Du dürftest einen ganz neuen Berufstitel erfinden – wie würdest Du Dich nennen?
Und noch wichtiger: Was sagt dieser Begriff über Deine Haltung aus – nicht über Deine Aufgabe?
Vielleicht bist Du:
- eine beWEGungszauberin?
- eine Ausdrucksermöglicherin?
- eine Tanzraumhüterin?
- beWEGte Seelenstärkerin?
- eine Wachstumsarchitektin – beim Tanz ins Leben?
Zu guter letzt…
Ich glaube, wir brauchen keine neuen Titel. Wir brauchen alte Haltungen neu belebt. Wir brauchen mehr denn je Menschen, die fühlen, was sie tun. Die sich trauen, groß zu denken. Die nicht vermitteln, sondern entfachen.
Wenn Du eine von ihnen bist, dann war dieser Artikel für Dich. Alles Liebe Dir und Danke fürs reinlesen.
Wir lesen, hören oder sehen uns
Deine Stefi
PS:
Spürst Du auch, dass (D)ein Tanzunterricht mehr Tiefe, Kreativität und Herz verdient?
Dann könnte meine Ausbildung zur Tanzpädagogin für Kinder & Kindertanz genau der Raum sein, den Du suchst. Ein Raum für Entwicklung. Für Deinen Stil. Für Deine Haltung. Dort bekommst Du Inspiration, Struktur und kindgerechte Methodik – und vor allem: den Mut, Deine eigene Stimme im Tanzunterricht zu entfalten.
Wenn Du innerlich nickst, dann schau hier vorbei:
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Liebe Stefi,
danke Dir von Herzen für diesen Blogartikel.
Du hast meine Frage so tiefgründig beantwortet, dass ich mit einem großen Lächeln gelesen habe.
Die Worte verleihen mir kleine Flügel, wenn ich mich als tanzende Geschichtenerzählerin mit den Kindern durch das Tanzland bewege.
Und…es macht mir Mut, auf dem Weg weiterzugehen.
Von Herzen
Helga
Liebe Helga,
das habe ich von Herzen gerne gemacht.
Du hast mir ein Strahlen ins Gesicht gezaubert, dass Du eine tanzende Geschichtenerzählerin bist – das finde ich eine unglaublich schöne Berufsbezeichnung – und ich weiß, dass Du sehr viele kleine Menschen damit beGEISTerst.
Ich bin schon sehr gespannt zu erfahren wie Deine Reise Namens Lebens als tanzende Geschichtenerzählerin weitergehen wird.
Alles Liebe Dir
Deine Stefi
Liebe Stefi,
Danke für diesen Artikel. Du bringst es auf klare und liebevolle Weise auf den Punkt und sprichst mir aus der Seele. Danke für deine so wertvollen Artikel immer, sie inspirieren und motivieren Tanzpädagoginnen wie mich, die oft als EinzelkämperInnen unterwegs sind.
Alles Liebe,
Loreen
Liebe Loreen,
Du hast mir ein großes Strahlen ins Gesicht gezaubert mit Deinen lieben Worten – das ist für mich ein Geschenk.
Ich weiß, wie oft wir in diesem Berufsfeld allein unterwegs sind – und doch wir sind alle miteinander verbunden wie der Ozean, das ist etwas was nicht aus den Augen verlieren dürfen.
Alles Liebe Dir und auf bald
Deine Stefi